Hämorrhoiden: Bevor Sie sich operieren lassen, hier das Wichtigste!

Selbst im Kreise der Ärzte herrscht oft große Unkenntnis darüber, was eigentlich Hämorrhoiden sind. Dies ist auch der Grund, weshalb es immer wieder zu Fehleinschätzungen analer Erkrankungen und somit zu Fehldiagnosen und falschem Vorgehen kommt.

Fakten zu Anatomie und Funktion:

Der Analkanal (Anus) des Menschen ist bei der Frau ca. 3 cm, beim Mann bis 7 cm lang, danach folgt erst der Mastdarm (Rektum). Der Anus teilt sich in eine äußere und eine innere Hälfte, d.h. er wird von zwei entwicklungsgeschichtlich unterschiedlichen Keimblättern gebildet, dem Ektoderm(äußere Hälfte, hoch sensibel, schmerzempfindlich) und dem Entoderm (innere Hälfte, mit echter Schleimhaut bedeckt und unempfindlich für Schmerz, genau wie der restliche Darm). Die sog. Hämorrhoiden sind Gefäßpolster am Innenrand des Afters, also knapp in den Mastdarm reichend, die in einem „Dreierpack“ (drei Valven) angelegt sind und somit der Abdichtung des Afters von innen her dienen. Dasselbe Prinzip findet sich etwa da, wo im Körper Klappen sind, die großem Druck ausgesetzt sind: etwa die sog. „Tricuspidal-Klappe“ zwischen rechtem Herzvorhof und Herzkammer, ausgestattet mit drei Valven, entsprechend der drei analen Gefäßpolster. Solange die Hämorrhoiden normale Größe haben, erfüllen sie perfekt die Funktion des Abdichtens, werden sie allerdings größer, klappt es zunehmend mit der Feinabdichtung nicht mehr, was sekundär zu Beschwerden führen kann. Warum kommt es so oft zu Störungen der Feinabdichtung, also zur Ausbildung von vergrößerten Hämorrhoiden? Hämorrhoiden sind Schwellkörper ohne Klappen, anders als die Venen des Körpers, die den Rückfluss des Blutes, auch „bergauf“, zum Herzen sichern. Zudem lastet durch unseren aufrechten Gang der Druck des Bauchraums besonders auf die untere Partie, nämlich das sog. Kleine Becken, in dem sich auch der Anus befindet.

Deshalb gibt es vergrößerte Hämorrhoiden; ein Tribut an den aufrechten Gang, das lange Sitzen und den Wohlstandsbauch!

Jedoch, wie bereits gesagt, sind die wirklichen Hämorrhoiden mit schmerzunempfindlicherSchleimhaut überzogen, können also primär keine Beschwerden, wie Juckreiz und Brennen verursachen, wie viele meinen! Das kommt eher von Krankheitsbildern, wie Analfissuren, Analpolypen, Analekzemen oder Entzündungen der Analdrüsen, die allerdings von gleichzeitig vergrößerten Hämorrhoiden ausgelöst oder verschlimmert werden können.

Häufig fälschlicherweise als Hämorrhoiden bezeichnet werden auch Analtrombosen, also plötzlich am Analrand auftretende, meist schmerzhafte, bläulich durch die Haut schimmernde Knoten, die in leichten Fällen auch ohne Therapie nach drei bis vier Wochen sich weitgehend zurückbilden können. In schwereren Fällen muss der Fachmann (Proktologe) mit einer örtlichen Betäubung und einem kleinen Schnitt den Patienten von der Thrombose und somit von den Schmerzen befreien.

Auch akut auftretende Analabszesse werden häufig mit Hämorrhoiden verwechselt. Sie unterscheiden sich jedoch alleine schon durch örtliche Hitzeentwicklung, neben der Schmerzhaftigkeit. Der Fachmann (Proktologe) kann solche Probleme meist sofort und ohne Krankenhausaufenthalt in der Ordination beheben. Sollte dann seine Untersuchung ergeben, dass tatsächlich die echten Hämorrhoiden eine Rolle bei der Entstehung der akuten Beschwerden spielen, wird er vor einer Hämorrhoidenoperation einfache, auch vorbeugende Behandlungen, wie etwa Verödung oder Gummiring-Ligatur empfehlen. (Quelle: pers. Mitteilung)